Die Villa wurde 1906 von dem Fredeburger Heinrich Hömberg als Sommerhaus erbaut, der mit seiner Familie in Witten a.d. Ruhr lebte und als Textilkaufmann erfolgreich tätig war.
Hier verbrachte der als jüngstes von acht Kindern geborene Albert Karl, der spätere Prof. Dr. Albert K. Hömberg, deutscher Historiker und bekannt aufgrund seiner bedeutenden Arbeiten über das kurkölnische Westfalen, regelmäßig seine Ferien in der Jugendzeit.
Die Architektur des Gebäudes spiegelt ein Empfinden des ausgehenden 19. Jahrhunderts wider, das zum Teil auf die Romantik und zum Teil auf die englische Gartenbaukunst des 18. Jahrhunderts zurückging und in dem als “Heimatstil” bezeichneten Baustil seinen Ausdruck fand. Die Villa gehört zu den qualitativ hochwertigen, kleinen architektonischen Schätzen dieser Epoche.
Der Bauherr Heinrich Hömberg wurde 1863 in Fredeburg geboren. Sein Vater, Lorenz Hömberg, war Blaufärber. Heinrich handelte später mit Textilien. Eine berufliche Verbesserung versuchte er in der aufblühenden Industriestadt Witten. Hier gründete Heinrich nicht nur ein Textileinzelhandelsgeschäft in der Bahnhofstraße, sondern auch eine Familie. Das Geschäft blühte und die Familie wuchs. Immer wieder kehrte Heinrich Hömberg mit seiner Familie in den Ferien nach Fredeburg zurück, denn hier lebte weiterhin seine Verwandtschaft.
1889 erhielt Fredeburg den Anschluss an das Eisenbahnnetz. So konnte die Familie von Witten aus nach einer vierstündigen Bahnfahrt Fredeburg gut erreichen.
Heinrich Hömberg erlangte Wohlstand. Der erlaubte ihm, ein Feriendomizil in Fredeburg ins Auge zu fassen, ein Haus, in dem die Familie den größten Teil des Sommers verbringen würde. So begann er 1905, ein villenartiges Gebäude in der Fredeburger Kapellenstraße zu planen und zu bauen.
1906 wurde Richtfest gefeiert. Bald darauf konnte die Familie Hömberg in ihre neue Villa in Fredeburg einziehen.
In Witten war die Familie inzwischen auf 10 Personen angewachsen. Am 3. Februar 1905 kam das Jüngste der acht Kinder, Albert Karl, zur Welt.
Das Sommerhaus in der Kapellenstraße wurde 1907 bezogen. Der kleine Albert Karl verbrachte wie seine älteren Geschwister viel Zeit seiner Jugend in Fredeburg, so dass Fredeburg für ihn ein wichtiger Bezugsort wurde und er sich bald sehr für die Geschichte des Ortes und dessen Umgebung interessierte. Später wurde Albert Karl Hömberg ein bedeutender Historiker, dessen umfassenden Studien und Arbeiten über das Sauerland und Westfalen auch für Fredeburg viele neue Erkenntnisse brachten.
In den nachfolgenden Jahrzehnten blieb die Villa im Besitz der Familie. Nach dem Tod von Heinrich Hömberg bewohnte Wilhemine Hömberg, eine Schwester von Albert Karl, die Villa, wobei sie die Räume teilweise vermietete. Sie blieb unverheiratet und starb 1982.
Nach ihrem Tod übernahm Dr. Philipp R. Hömberg, ältester Sohn von Albert Karl, die Villa. Fünf Jahre stand das Gebäude leer, bevor die heutigen Besitzer, Franz-Josef und Marianne Hellermann, die Villa 1987 kauften, die sie mit ihrer Familie noch heute bewohnen.
Auf dem Bad Fredeburger Friedhof befindet sich das Familiengrab der Familie Hömberg. Hier findet man – von einem steinernen Engel-Ensemble behütet – die Gräber der letzten Eigentümer der Villa aus der Familie Hömberg: Die Gräber von Wilhelmine Hömberg sowie von Dr. Philipp R. Hömberg und dessen Ehefrau Ilse Hömberg.
Bei dem 1906 errichteten Gebäude handelt es sich um eine “giebelständige zweigeschossige Villa … im Stil der Wiederbelebung heimatlicher Bauformen” ( 1 ) , auch als “Heimatstil” im Sinne des Späthistorismus bezeichnet ( 2 ). Das Villengebäude ist ein Beispiel der Spätphase dieses Architekturstils des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
Die rechteckige Grundform des Hauses ist mit seiner Giebelfront nach Westen zur Kapellenstraße ausgerichtet.
Die Fassaden des Gebäudes sind vollständig mit dem landschaftstypischen Schiefer in Zierverschieferung verkleidet.
Zwei runde Vorbauten, symmetrisch an den Ecken des Baukörpers angeordnet, geben dem Bauwerk eine markante Front. Diese gewölbten Eckrisalite ( 3 ), in denen sich auch die Hauptfenster der Fassade befinden, werden dem neobarocken Stil des Späthistorismus zugeordnet. Die spitzen Dächer der beiden Rundvorbauten laufen in die Schrägen des Hausgiebels. Eine Vierergruppe von Giebelfenstern als weitere Fenster der Hausfront verbindet optisch die beiden Dächer der Eckvorbauten.
Auf der rechten Traufseite befindet sich der Zugang zur Villa über eine Fachwerklaube. Die nördliche Traufseite besitzt einen mittigen Vorbau mit einem Zwerchhaus ( 4 ), das mit einem Satteldach ausgestattet ist.
Das Villengebäude besitzt ein Krüppelwalmdach ( 5 ), bei dem die Dachflächen auf beiden Giebelseiten oberhalb der Giebelfenster gewalmt sind. Auch die Dachflächen sind vollständig mit Schiefer bedeckt. Eine Wetterfahne auf dem Schieferdach trägt die Jahreszahl des Baujahres: 1906.
Noch heute sind viele Original-Bauelemente auch des Innenausbaus erhalten. Als Holz im gesamten Haus, für den Innenausbau sowie für die Fenster, wurde ‘Pitch Pine’ verwendet, schwere und kernholzreiche Kiefernhölzer als eines der harzreichsten und “das härteste Nadelholz der Welt”, das aus Mittelamerika (Costa Rica) importiert wurde. Nach dem Kauf des Hauses haben die heutigen Eigentümer die Holzelemente – viele von ihnen fanden sie in Schwarz vor – durch aufwendige Restaurierung in ihren Originalzustand zurückversetzt.
Über den Bauvorgang der Villa existiert eine Bauakte (Bauacte No. 3 / 1903), die die wesentlichen Schriftstücke und Pläne für den Bau enthält.
Im Oktober 1905 stellte Heinrich Hömberg den Bauantrag für die geplante Villa an die Polizeiverwaltung der Stadt Fredeburg, der am 25. Oktober als Eingang vermerkt wurde.
Der Wortlaut des Baugesuches:
Witten Erkelenz, dem … October 1905
Wohllöbliche Polizeiverwaltung der Stadt Fredeburg,
Unterzeichneter beabsichtigt, auf seinem Grundstück an der Kapellen Straße, Flur …, Parzellen No… ein Wohnhaus nach beigefügter Zeichnung und Beschreibung zu errichten und ersucht höflichst um eine baupolizeiliche Genehmigung.
Hochachtungsvoll Heinrich Hömberg
Wohllöbl. Polizeiverwaltung der Stadt Fredeburg
Das auf der beifolgenden Zeichnung dargestellte Gebäude soll an der KapellenStraße auf der Flur… No… erbaut werden und soll vornehmlich als Sommeraufenthalt der Familie dienen.
Das Gebäude wird 9,40 m breit, 12,93 m lang und bei 2 Stockwerken 6,50 m vom Sockel bis zum Dach hoch.
Das ganz unterkellerte Haus kommt an einem von der Straße nach Süden zu abfallendem Gelände zu liegen und soll die Kellersohle an der Hinterfront mit dem Terrain ziemlich in gleicher Höhe liegen.
Das Kellergeschoß soll im Äußern in Bruchstein, die Innenwände in Ziegelstein aufgeführt werden. Gegen aufsteigende Feuchtigkeit werden unter dem Beton des Kellergewölbes Asphaltschichten eingelegt, das aufgehende Gebäude wird in Holzfachwerk errichtet und zwar vornehmlich aus Tannenholz mit Schlemmsteinausmauerung. Innen erhalten die Wände Wandputz, außen Schalung mit gemusterter Schieferbekleidung.
Einige freibleibende Hölzer an der Veranda und am Eingang werden evtl. in Eichenholz ausgeführt.
Das Haus enthält folgende Räume:
Im Keller: Waschküche, Gartengeräte, xxx Zimmer, zwei Kellerräume. Die Abortgrube kommt außerhalb des Hauses unter Terrain zu liegen.
Im Erdgeschoß: Diele mit Treppenhaus, Garderobe, Wassercloset, Küche mit Speisekammer, Wohnzimmer mit anschließender Veranda, ein weiteres Wohnzimmer und ein Kinderzimmer.
Im Obergeschoß: Fünf Schlafzimmer, eine xxx treppe, ein Wassercloset.
Im Dachgeschoß: Drei Reservezimmer, … Vorräte etc. und ein Trockenboden.
Alle Schornsteinanlagen sollen in vorgeschriebener Entfernung vom Holzwerk mit einhalb Stein starken Wandungen feuersicher angelegt werden im Querschnittsverhältnis 2:3.
Die Balken erhalten Spalier- & Schutzdach sowie gefedert und genuteten Tannen-Fußbodenbelag. Das Dach wird mit Schiefer in Deutscher Deckung solide auf Holzschalung ausgeführt. Alles Übrige bezügl. Construction und Lage dürfte aus der beigefügten Zeichnung ersichtlich sein.
Heinrich Hömberg
Zum Zeitpunkt des Bauantrags war das Baugrundstück eingerahmt von unbebauten Wiesenflächen: Im Süden von den Parzellen 361, 362 zu ¼ des Handelsmannes Johann Baust zu Siegen und zu ¾ des Landwirtes Josef Henkel zu Fredeburg, im Norden und Osten von den Parzellen 1213/356 und 1214/357 der Elisabeth Hengesbach, geb. Beule, Witwe des Karl Hengesbach in Fredeburg.
Die dem Baugesuch noch fehlenden Angaben über die Trinkwasserversorgung und die Abwasserableitung holt Heinrich Hömberg am 11. November 1905 nach:
- Das Grundstück bezw. das neu zu erbauende Haus soll an die städt. Wasserleitung Fredeburgs angeschlossen werden.
- Die Küchen- und Wirtschaftsabwässer werden in anzulegenden Bassins geklärt und dann durch die Wiese der Frau Hengsbach, einer grundbuchlichen Vereinbarung gemäß, abgeführt.
Am 18. November 1905 erhält die Familie die Baugenehmigung zum Bau ihres Feriendomizils.
Am 17. August 1906 erfolgt die Rohbauabnahme durch die Baupolizeibehörde Fredeburg mit dem Hinweis, dass vor der Gebrauchsabnahme die Abortgrube fertigzustellen sei.
Die Gebrauchsabnahme bescheinigt schließlich die Baupolizeibehörde am 28. Mai 1907 und dokumentiert gleichzeitig, dass die Immobilie am 22. Mai 1907 in Gebrauch genommen wurde.
Für Schmallenberg und insbesondere Bad Fredeburg besitzt das Villengebäude eine besondere Bedeutung, da es eng verbunden ist mit der Person Prof. Dr. Albert Karl Hömberg, der am 3. Februar 1905 in Witten geboren wurde und am 29. Januar 1963 in Telgte starb. Albert K. Hömberg, das achte und jüngste Kind der Familie Hömberg, war ein deutscher Historiker, der als einer der bedeutendsten Geschichtswissenschaftler über das kölnische Westfalen arbeitete.
In seiner Jugend verbrachte er regelmäßig seine Ferien mit der Familie in ihrem Sommerhaus in der Kapellenstraße, wobei er auch mit der väterlichen Verwandtschaft in Fredeburg in engem Kontakt stand. Nach seiner Reifeprüfung am Wittener Realgymnasium studierte er zunächst Naturwissenschaften in Freiburg, München und Berlin. Wegen einer schweren Lungenerkrankung musste er 1930 das Studium abbrechen. Zwei Jahre später setzte er sein Studium in Berlin fort, diesmal aber wählte er die Geschichtswissenschaften. Sein historisches Interesse war in seiner zweiten Heimat Fredeburg gewachsen, worüber er schon 1930 seine erste historische Arbeit über die „Geschichte der Stadt Fredeburg“ schrieb. Er promovierte 1936 mit der Dissertation über die „Siedlungsgeschichte des oberen Sauerlandes“.
1938 heiratete er und bekam zwischen 1939 und 1944 mit seiner in Kanada geborenen Frau Elisabeth drei Kinder. Als Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft wirkte er mit am „Historischen Atlas für Deutschland“. In den Kriegsjahren 1940-1945 diente er als Gefreiter der Luftwaffe und geriet in einjährige Kriegsgefangenschaft.
Seit 1946 lebte Albert K. Hömberg mit seiner Familie in Münster. Hier erhielt er Aufträge der Historischen Kommission für Westfalen und befasste sich mit Forschungen zur Verfassungs- und Landesgeschichte von Westfalen. Nach seiner Habilitation in Münster 1952 lehrte er Westfälische Landesgeschichte als einziger, bis 1962 für ihn ein Lehrstuhl für westfälische Landesgeschichte eingerichtet wurde. Gleichzeitig wurde er Vorsitzender der Historischen Kommission für Westfalen, starb aber kurz danach im Januar 1963. Etliche wissenschaftliche Werke wurden erst nach seinem Tod veröffentlicht.
Neben dem Theologen und Lehrer Dr. Dr. Friedrich Albert Groeteken (1879-1961) und dem Fredeburger Stadtsekretär Bernhard Greiff (1883-1957) hat sich Prof. Dr. Albert Hömberg am gründlichsten mit der Geschichte der Stadt Fredeburg auseinandergesetzt.
Ein maschinengeschriebenes Manuskript, das Albert Hömberg Mitte der fünfziger Jahre dem Stadtarchiv Fredeburg übergeben hatte und das ein etwa 300seitiges Sammelwerk mit Texten, Notizen, Tabellen, Urkunden u.a. darstellt, teils Rohmaterial, teils ausgewertet, wurde unter der Federführung des Ortsheimatpflegers von Bad Fredeburg, Hubert Gierse, und des Vizepräsidenten a.D. der Berliner Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Prof. Dr. Günther Schauerte, als Handbuch unter „Albert K. Hömberg: Beiträge zur Geschichte der Stadt Fredeburg“ im Jahr 2020 veröffentlicht.
1990 wurde die Villa unter Denkmalschutz der Stadt Schmallenberg gestellt.
Mit einer Reihe von Gründen wird der Denkmalwert belegt.
Baugeschichtliche Gründe: Die Zierverschieferung der Fassade bescheinigt die hier bewahrte handwerkliche Tradition und die ortstypische Fassadengestaltung. Der außergewöhnliche Grundriss, besonders mit den beiden gewölbten Eckvorbauten im neubarocken Stil, werden hervorgehoben.
Wissenschaftliche Gründe: Hinsichtlich der Bau- und Entwicklungsgeschichte des Ortes Fredeburg ist die Villa bedeutend, da das Gebäude im Stil der “Wiederbelebung heimatlicher Bauformen” (“Heimatstil” der zweiten Hälfte des 19. Jahrh.) errichtet wurde und als Bauwerk von 1906 eine Spätphase dieser Entwicklung belegt.
Gründe der Bau- und Stadtentwicklungsgeschichte: Da das Gebäude zu den ersten Erweiterungen des Stadtkerns gehört, der nach 1810 wieder errichtet wurde, ist es besonders für die ehemals selbstständige Stadt Fredeburg bedeutend.
Städtebauliche Gründe: Die Villa gehört zu den Gebäuden, die die Kapellenstraße prägen. Gemeinsam mit den übrigen erbauten Villen bildet sie ein für die Kapellenstraße zusammenhängendes bauliches Ensemble.
Benutzte Literatur:
Albert K. Hömberg: Beiträge zur Geschichte der Stadt Fredeburg, Schmallenberg 2020
Stadt Schmallenberg, Denkmalregister Baudenkmal, Denkmalkarteikarte Fredeburg, Kapellenstraße 3, Listenteil A, lfd. Nr. 78, 03.04.1990
Wilfried Reininghaus: Professor Dr. Albert K. Hömberg (1905-1963). In: Sauerland. Zeitschrift des Sauerländer Heimatbundes, Nr. 1/März 2005.
Florian Speer: Heimatschutz-Stil. Anmerkungen zu einem Stilphänomen in der Architektur der Jahrhundertwende. München 1994, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96815
Bildnachweise:
1, 7. Gilbert Förtsch
2, 12. Stadt Schmallenberg, Denkmalregister Baudenkmal, Denkmalkarteikarte Fredeburg, Kapellenstraße 3, Listenteil A, lfd. Nr. 78
3. Gerichtsmuseum Bad Fredeburg e.V.
4., 5. Privatbesitz F.-J. und M. Hellermann
6., 27. Albert K. Hömberg: Beiträge zur Geschichte der Stadt Fredeburg, Schmallenberg 2020
8, 9, 10, 14, 16, 17, 18, 19, 20, 21. Dagmar Sträter-Müller
11, 13, 22, 23, 24 Stadt Schmallenberg, Bauordnungsamt, Bauacte No.3/1906
25. Hubert Gierse: Fredeburger Hausinschriften und Chronogramme, Bad Fredeburg 2015
26. Peter Hoemberg, Kanada (Rechteinhaber, Sohn von Albert K. Hömberg), hochgeladen von Stefan Didam, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons
Erläuterungen:
- Stadt Schmallenberg, Der Stadtdirektor: Eintragung der äußeren Fassade … in die Denkmalliste der Stadt Schmallenberg. 1990
- Hiermit ist ein Architekturstil gemeint, – oft auch als „Heimatstil“ im Sinne des Späthistorismus bezeichnet -, der zum Teil auf die Romantik (Natur und Landleben werden idealisiert) und zum Teil auf die englische Gartenbaukunst des 18. Jh. zurückgeht und sich im 19. Jh. entwickelte. Landschaftstypische Baumerkmale (z.B. Fachwerk, geschnitzte Elemente) werden vermischt und dem jeweiligen Standort angepasst. Um die Jahrhundertwende entstanden kleinere Villen und Einfamilienhäuser der kleinbürgerlichen Schicht nach dem Vorbild großer Villen. Details wie Türmchen, Symmetrien, Seitenflügel wurden in kleinerem Maßstab verwirklicht. In vielen städtischen Randzonen entstanden so qualitativ hochwertige, kleine architektonische Schätze.
- Risalit ist ein vorspringender oder vorgebauter Gebäudeteil, der sich meist über die gesamte Höhe des Baukörpers erstreckt und nicht erst, wie ein Erker, oberhalb des Bodens beginnt. Er dient der Gliederung einer Fassade, wobei je nach seiner Position in der Architektur von einem Mittelrisalit (mittig der Fassade), einem Seitenrisalit oder einem Eckrisalit gesprochen wird. Er ist ein typisches Gestaltungsmittel der Renaissance, des Barock sowie des entsprechenden Historismus.
- Ein Zwerchhaus ist ein Aufbau eines geneigten Daches, der – im Unterschied zu einer Gaube – in der Ebene der Hausfassade aus dem Dach heraustritt, in diesem Fall in der Ebene des Hausvorsprungs, des Mittelrisalits. Beliebtes Architekturmittel der Renaissance in Deutschland.
- Besitzt ein Dach auch auf den Giebelseiten geneigte Dachflächen, wird es als Walmdach bezeichnet. Ist die Dachfläche auf der Giebelseite nicht vollständig ausgebildet, so ist sie „verkrüppelt“. Eine solche Dachfläche wird als Halbwalm, Schopfwalm oder Krüppelwalm bezeichnet und kann unterschiedlich groß sein.
Entwurf und Text: Dagmar Sträter-Müller im Jahre 2022
Internet: Gilbert Förtsch